288
Die christliche Kirche des Abendlandes.
genannte Amandus und Eligius das Kreuz gepredigt, doch mit geringem
Erfolg. Da ward der Angelsachse Wilfrid (ob. 4) auf einer Reife nach
Rom durch Sturm an die Küste verschlagen und fand für seine Predigt eine
Thür offen l). Seitdem ward der Angelsachsen Herz für der Stammverwandten
Elend erwärmt. Egberts (8 77, 6) Sendling Willibrord gieng mit
glaubenseifrigen Begleitern dahin. Mit klarem Geist erkannte dieser die
Notwendigkeit der Verbindung mit Rom, wenn nicht die neue Kirche in den
Strudel des Frankenreichs versinken sollte. Er ließ sich von dem Papst zum
Erzbischof (sein Sitz war Wiltaburg —Utrecht) weihn und seine angestrengten
Sorgen und Arbeiten fanden, besonders nachdem von Karl Martell der wilde
Heide Radbod gedemütigt worden war, reichen Lohn (j 739). Von seinen
Schülern zogen Suidbert und der schwarze und Weiße Ewald zu den
Sachsen, doch vor dem wilden Heidentum musten sie Weichen^).
6. Der bedeutendste Missionar wurde der Angelsachse Winfrid, mit
dem Kirchennamen Bonifacius^) genannt, der Apostel der Deutschen,
nicht allein als Verdränger des Heidentums aus einem großen Teil des heu-
tigen Deutschlands, sondern auch als Gründer einer hierarchischen im Papst
ihren Ausgangspunkt habenden Kirchenordnung, wodurch er zugleich den
Bestand der deutschen Nationalität rettete und doch der fränkischen Herschast
den mächtigsten Vorschub leistete^). Zu Kirton in Messer 683 aus vornehmem
Geschlecht geboren, wandte er, in Klöstern wissenschaftlich und fromm erzogen,
ücm der ihm im Staat eröffneten Aussicht sich mit glühendem Eifer der Sache
der Heidenmission zu. Nicht entmutigt durch den ungünstigen Erfolg, den feine
erste Reise zu den Frisen hatte (715), gieng er 718 nach Rom und empsieng
von Papst Gregor Ii nicht allein die Bevollmächtigung, sondern auch die Aus-
rüstungen mit Reliquien. Prüfend betrat er zuerst den Schauplatz, den er sich
zur Wirksamkeit erlesen, doch glaubte er sich zu derselben erst in gemeinschaft-
licher Arbeit mit Willibrord vorbereiten zu müßen. Gern hätte ihn dieser als
Nachfolger auf seinem Stuhl gehabt, doch freudig entsagend schied Bonifacius
722 und zog ins alte Chattenland (Hessen), wo ihn zwar Gefahren genug
umgaben, aber ihn nicht hinderten im Kloster Amanaburg (Amöneburg) die
erste Stätte für die Kirche zu gründen. 323 ward er zum Reisebischof (epi-
scopus regionarius) geweiht und drang nun, mit einem Schutzbrief von Karl
Martell Dersehn, mutig in das Herz von Hessen und Thüringen ein. Wie er
bei Geismar (Gäsmere im kurhessischen Amt Gndensberg) die Wodaneicho)
fällte, so hat er viele andere Götzenbilder und -Heiligtümer umgestürzt. Ein
Kandelaber auf dem Thüringer Wald (bei Altenberge) bezeichnet die Stelle,
wo er das erste Kirchlein dem Herrn erbaut. Die Klöster Fritzlar, Hers-
feld, Fulda (von seinem Schüler und Freund dem Abt Sturm errichtet)
und Ohrdrufs (Orthorg) wurden die Stätten, von denen ans die Predigt
des göttlichen Worts unter dem Volk erscholl und immer mehr und mehr
Herzen gewann. Nachdem Bonifacius bereits 732 das erzbischöfliche Pallium
von Rom gesendet erhalten hatte, ward er 738 zum drittenmal, von G r eg o r Iii 1
1) Läppend. I174. — 2) Der elftere gründete das Kloster Kaiserswerth im Rhein.
— 3) Verschiedne Ansichten sind darüber, ob er diesen Namen bereits im Kloster an-
genommen oder vom Papst Gregor Ii empfangen hat. — 4) Man kann kaum ent-
scheiden, ob die fränkische Herschaft mehr beigetragen, die Thüringer und Hessen zu
bekehren, oder deren Bekehrung zur Befestigung jener. S. Ranke Gesch. Deutschlands
im Zeitalt. der Reformation t S. 7. Bonifacius hat bekannt, daß er zur Aus-
richtung seines Werks der weltlichen Obrigkeit nicht entraten konnte. — 5) Grimm d.
Myth. S. 523.
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Extrahierte Personennamen: Amandus Wilfrid_( Sendling_Willibrord Willibrord Karl_Martell Karl Heide_Radbod Winfrid Apostel Gregor_Ii Gregor Willibrord Bonifacius Karl
Martell_Dersehn Karl Gregor_Ii Gregor Bonifacius Grimm
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Wiltaburg Weiße_Ewald Sachsen Deutschlands Rom Hessen Amanaburg Amöneburg Hessen Gndensberg Fritzlar Fulda Rom Kaiserswerth Rhein Hessen Deutschlands
312
Die Abbasiden.
von neuem zu den entehrenden Bedingungen H. Wenn aber nach dieser Seite
hin des Reichs Größe gewartward, so waren aus einer andern Seite große
Teile losgerissen. Als 785 die Aliden in Arabien einen Aufstand erregt
hatten und besiegt mit Feuer und Schwert verfolgt wurden, entfloh Edris,
ein Enkel Hassans, nach dem äußersten Westen, wo ihn 789 die Berberstämme
jenseit des Atlasgebirgs zum geistlichen (Imam) und weltlichen (Emir)
Oberhaupt erhoben. Zwar ward er 793 durch Gift, welches ihm der Chalif
zu reichen befohlen hatte, aus dem Weg geräumt, doch sein S. Edris Ii
behauptete das streich, für das er 807 die Hauptstadt Fezz gründete (Reich
der Edrisiden). Ihn zu bekämpfen übertrug der Chalif 799 dem Ibrahim
bin Aglab die Statthalterschaft in Kairwan und dieser entriß auch Edris Ii
einige Gebiete, doch schien es ihm vorteilhafter sich ebenfalls unabhängig zu
machen und er erreichte diesen Zweck, indem er die angesehnen Männer besei-
tigte, das Volk aber durch Minderung der Abgaben und freundliche Milde an
sich kettete (Reich der Aglabiden in Kairwan). Diesen Trennungs-
gelüsten gegenüber mochte die schon von Mahadi eingeschlagne Politik, den
Brüdern des Chalifen Anteil an der Herschast einzuräumen, zweckmäßig er-
scheinen und Harun ordnete demnach 809 die Nachfolge so, daß sein ältester
S. Amin, dem er 791 als fünfjährigem Knaben zu huldigen das Volk ge-
zwungen hatte, das Chalisat und alle Länder "westlich von Mesopotamien,
der zweite zu Amins Nachfolger bestimmte S. Mamun Persien und die
östlich daran grenzenden Länder, der dritte Mut amen die nordöstlichen
Gegenden des Reichs erhalten sollten. Welche Bruder- und Bürgerkriege
aus dieser Anordnung Hervorgiengen, hat die folgende Periode zu erzählen.
4. Durch den Islam ist der Gegensatz zwischen Orient und Occident,
gerade wärend der letztere auf Grundlage des Germanentums und der christ-
lichen Kirche einer festern neuen Culturentwicklung entgegenschreitet, zu einem
viel tiefern und unausgleichbarern Riß geworden. Die ungeheure Ausdehnung,
welche ihm in kürzester Zeit der einende Fanatismus kriegerischer Stämme
erkämpft hat, geht Hand in Hand mit einer Geistesbildung, welche, wenn
ihr auch der tiefe Gehalt der Wahrheit mangelt, doch in allem Eracten und
Praktischen die des christlichen Abendlands überbietet. Freilich zeigt sich schon
in der Üppigkeit des Lebens, im unbeschränkten Despotismus der Verfall,
die fernere Zertrennuug in selbständige Reiche scheint unvermeidlich. Doch
ist damit die Gefahr, welche dem Oceident droht, nicht verschwunden, der Geist
des Islam bleibt; und giebt es keine den Arabern an Wesen gleichgeartete
Stämme, die er erfassen, durch die er eine Erneuerung des ersten Sturms
herbeiführen kann?
1) Die Goldstücke, mit welchen der Tribut zu zahlen war, rnusten das Bild
des Chalifen und seiner drei Söhne tragen.
imnwlmwlst'fsk'.lllrrkmräut
Braunschvvoig ,
o Bibliothek^,
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Extrahierte Personennamen: Edris Harun
Extrahierte Ortsnamen: Ibrahim Kairwan Kairwan Mesopotamien Occident Goldstücke
Die Goten. Des Kaisers Valens Tod.
173
die katholische Kirche festen Bodens und behauptete sich, da die dortigen Goten
nicht von der Wanderung mit fortgerissen wurden. Zu den Donaugote n
kam das arianische Christentum wol auf vielen Wegen, aber haupt-
sächlich durch Vulfila, welcher (geb. 311)2) bei langem Aufenthalt in Con-
stantinopel, fei es als Geisel oder in anderen Verhältnissen, bekehrt, von Eusebius
zum Bischof geweiht (also vor dessen Todesjahr 341) und nach der Heimat
zurückgesandt ward. Mit welchem Eifer und mit welcher Einsicht er seinen
Beruf erfaßte, zeigt, daß er das alte Runenalphabet zur Lautbezeichnung
unter Benützung der römisch-griechischen Buchstaben rungestaltete und erweiterte
und nun den größten Teil der heiligen Schrift in seine heimische Sprache über-
trug. Gottes Wort war das erste deutsche Schriftwerk und dies hat auch bei
uichtgotischen Stämmen Verbreitung und Bewarung gefunden^). Bald sammelte
Vulfila aus feinen Stammesgenossen eine zahlreiche Gemeinde. Nun war bei
den Tervingen mächtig geworden Athanarich, nicht König, sondern Richter
sich nennend, ein Mann ächt deutscher Festigkeit und Gesinnung, dadurch aber
eben dem ererbten heidnischen Götzendienst ergeben. Blutige Verfolgung ließ
er über die Christen ergehn. Vulfila wollte seine noch schwachen Kinder nicht
durch Gefahr vom Glauben abdrängen lassen. Er wanderte mit ihnen 348 in das
Römerreich und erhielt vom Kaiser Conftantius Wohnsitze am Hämus in dem
untern Mösien (Mö sog oten). Hier wirkte er noch lange durch Predigt
und Schrift erbauend und die Sitten durch Gesetz veredelnd in einer Weise,
daß man ihn einen zweiten Moses nannte (7 38i). Das Christentum gewann
doch wieder Eingang bei den Tervingen; namentlich flüchteten zu ihnen Leute
von der Secte der Audianerh aus Syrien und fanden solchen Anhang, daß
Athanarich 370 sich abermals zu blutigen Verfolgungen getrieben fühlte. Indes
fanden die Christen einen Schützer in Friti gern, einem Häuptlinge, welcher
der wachsenden Macht Athanarichs, vielleicht dessen Streben nach erblichem
Königtum entgegentrat und deshalb alle unzufriedne und bedrängte um sich
sammelte. Kam es zum Kampfe zwischen den beiden Partein, so kann er nicht
lang gedauert haben. Fritigern fetzte sich mit den Seinen dicht an der Donau
(in der heutigen Wallachei), wärend Athanarich die nördlichern und östlichern
Gegenden des Tervingenvolks behauptete.
2. Auchbei den Greutungen hatte sich ein Häuptling aus demama-
l un gen-Geschlecht, Hermanrich, zu königlicher Gewalt emporgeschwungen,
welche er vorzugsweise auf die Unterwerfung fremder Stämme, besonders der
Rovo lauen gegründet zu haben scheint. Er stand bereits im höchsten Alter,
als der Schwarm der Hunnen unter Balamer seine Grenzen bedrohte und dies
das Gegenstreben der eifersüchtigen Goten und untertänigen Völker zum
offnen Widerstände weckte Die Rorolanen fielen ab und gerade, wo er zum
härtesten Kampfe der Kräfte Einigkeit höchst nötig hatte, sah der Greis die
Frucht seines Strebens zerfallen. Da gab er sich verzweifelnd selbst den Tod 5). 1
1) Der gotische Bisch. Theophilus unterschrieb die Beschlüsse, des Concils zu
Nicäa. Vgl. Pallm. S. 65. — 2) S. Pallm. 66 ff. — 3) Die Übersetzung war
zunächst zum Vorlesen in den kirchlichen Versammlungen bestimmt, dem Votke im
Ganzen Lesen und Schreiben beizubringen lag schwerlich in der Absicht. Die Ver-
breitung des Bibelwerks folgert man mit Recht aus den Fundstellen der Handschriften.
W. Wackernagel deutsche Littgesch. S. 18. — 4) Audius, ein Laie in Cölesyrien,
nahm um 340 an den unchristlichen Sitten in den Gemeinden Anstoß und stiftete
endlich eine Secte, die klösterlich abgeschieden durch Handarbeit sich selbst ernährte.
Vom wahren Glauben wich sie durch anlhropomorphische Ansichten von Gott (Körper-
lichkeit) ab. Audius wurde ans die Anklage der Verleitung zum Ungehorsam nach
Skythien verbannt. — 5) Die Sage läßt ihn von zwei Roxolanen, welche deir Tod
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148 Die Entwicklung der christlichen Kirche bis zu Constantiuus.
in der Kirche vorhanden, welche in falscher Auffassung des Zusammenhangs
zwischen A. und N. T. die Annahme und Befolgung des jüdischen Cärimonial-
gesehes den Christen auferlegen wollten; niemals fehlte es an Eiferern, wel-
chen die Kirchenzucht namentlich gegen die, welche in Schwachheit verleugnet
hatten, nicht streng genug sein konnte, und im Gegensatz dazu wiederum
zu weit gehenden Gegnern; auch blieben Verschiedenheiten in der Auslegung
einzelner Stellen, namentlich prophetischer (vom 1000jährigen Reich, Chi-
liasten und Antichiliasten), nicht aus. Weit schlimmer wurden die thörichten
Unternehmungen d'as Christentum durch Umdeutung mit den philosophischen
und alten heidnischen Religionssystemen in Einklang zu bringen, von wo aus
dann der Schritt zu offner Leugnung nicht weit war. Die wichtigsten, weil
gefährlichsten Seeten wurden a) die Gnostiker, schon vom Beginn des zwei-
ten Jahrhunderts cub). Indem sie das tiefre Erkennen der Glaubenslehre
namentlich in ihrem systematischen Zusammenhang (yvco<ng) als eine wenigen
verliehne Gnadengabe annahmen, suchten sie das Christentum als eine Vollen-
dung der seit den ältesten Zeiten von Religionsstiftern und Weisen (besonders
Zoroaster) vorgetragnen Lehrern darzustellcn, wobei sie sich immer weiter
verirrten und bald das A.-T. anerkennend bald verwerfend, in zahlreiche
Verschiedenheiten auseinarider liefen, b) Die Manichäer, von einem sich
Mani nennenden Gelehrten irr Persien (276 von Varanes 1 hingerichtet)
gestiftet, welche ganz den altiranischen Dualismus lehrten, Chrisirrm zu einem
im Scheinkörper lebenden und gestorbnen Princip, ihren Stifter aber zrr dem
von ihm verheißnen Paraklet machten und die in den alten orientalischen Reli-
gionen auf's feinste ausgebildete Askese sich aneigneten. Den durch Spaltungen
entstehenden Ärgernissen und den Verführungen durch Jrrlehrer zu wehren
und in der Einheit der Kirche zu Widerstand und Wirksamkeit Kraft zu ver-
leihn muste die Rechtgläubigkeit (Orthodoxie) festgestellt und verteidigt
werden und dies Streben hat ebenso eine Menge literarischer Erscheinungen
hervorgerufen, wie zur Ausbildung der Kirchenversassung wesentlich beige-
tragen.
Die letzte Verfolgung des Christentums und der Sieg.
§ 38.
1. Die Verfolgungen der Christen im Römerreiche giengen zuerst von
tyrannischer Laune (Nero und Domitianus) aus, gewannen dann (Traianus)
den Charakter einer Bestrafung für Widerspänstigkeit gegen das Staatsgesetz,
wozu sich (Marcus Aurelius) die Überzeugung von der Vortrefflichkeit der
Philosophie gesellte. Seitdem wurden sie ein heftiger Kampf für die Aufrecht-
erhaltung des alten gegen die immer mehr hervortretende Notwendigkeit einer
gänzlichen Umgestaltung (Septimius Severus, Mariminus Thrax, Decius,
Gallus, Valerianus). Alle erfüllten sie auf das vollständigste den Zweck, um
dessen willen der Herr sie zuließ: die innere Reinigung, die Sonderung der
Spreu vom Weizen und die äußere Erscheinung der Herlichkeit des Glaubens.
Der Martertod der Blutzeugen verfehlte die Absicht der Abschreckung, die
freudige Standhaftigkeit und der getröstete Mut beim Sterben lenfteu viel-
mehr die Herzen gleichgültiger, ja hassender dem Evangelium zu. Die Erteiler
der Blutbefehle empfandeu, daß sie statt zu unterdrücken die Gemeinde des
Herrn nur vermehrt hatten. Seit Gallienus' Edict (§ 32, 3) erfreute sich die 11
11 Der früheste Gnostiker war Cerinthus.
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Die christliche Kirche unter Constantinus.
151
sich taufen ließ, beweist doch, daß sich selbst der Offenbarung demütig unter-
zuordnen ihm schwer ward 0. Von der Kirche hat er sich in seiner Gesinnung
nicht abgewandt, vielmehr für dieselbe große Thätigkeit entwickelt.
Dir christliche Kirche unter Constantinus.
§ 39.
1. Kämpften mm auch noch die Heiden mit Wort und Thal gegen das
Evangelium, die Kirche steht doch festgegründet da; die höchste weltliche Obrig-
keit hat aufgehört sie zu befeinden, sich zu ihrem Schutz nach außen, zur
Vollziehung ihrer Beschlüsse, zur Beschaffung der ihr nötigen Mittel bekannt.
Frei und ungehindert kann sie ihr heiliges Wort verkünden und ihre Sacra-
mente spenden; keine Furcht hält mehr zurück in ihren Schoos gu treten.
Hoch und herlich ragen ihre Gotteshäuser empor; von den heidnischen Altären
schwindet mehr und mehr der Opferrauch und bald sinken die schönen Götzen-
bilder rmd die Säulentempel in den Staub. Glücklicher Weise haben wir
Zeugnisse genug von dem die Kirche durchdringenden Glaubensleben und von
den günstigen Wirkungen, welche durch ihren Sieg in allen Teilen des Römer-
reichs hervorgerufen wurden, daß wir über die hervortretenden Schäden die
innere Herlichkeit nicht übersehn können. Denn 1) ward, da der Kaiser
Schutzherr der Kirche ward, die weltliche Gewalt und die Neigung von deren
Trägern bei den innern Streitigkeiten das maßgebende, so daß was der
Kirchenzucht allein angehörte, der Verfolgung verfiel. 2) Durch dasselbe Ver-
hältnis ward die auf natürlichem Weg ausgebildete kirchliche Verfassung zu
einer Hierarchie, indem sie sich nicht cutf die Kraft des Wortes, das Recht
des Amtes und die persönliche Geltung stützte, sondern auf den weltlichen
Schutz, daher auch der Gefahr der Verweltlichung ausgesetzt war. 3) In Folge
der Erklärung des Christentums zur Staatsreligion wurden, namentlich da
die Kaiser bald Gewalt dabei anwandten, viele Heiden ohne innere Bekehrung
in den Schoos der Kirche getrieben. 4) Zu diesen fauleil Christen gesellten
sich noch die Lauen, welche nach dem Aufhören der Drangsale in Sicherheit
die Wachsamkeit und den Eifer verloren. Wenn wir in dem Siege der christ-
lichen Kirche die größte Wolthat für deren Fortbestehn erblicken, so können
wir nicht verkennen, wie sich bald immer mehr die Zeichen häufen, daß die
römische Menschheit zur Trägerin des Evangeliums nicht geschickt ist').
2. Der einreißenden Lauheit und Verweltlichung treten eine vorüber-
gehende und eine bis auf den heutigen Tag fortwirkende Erscheinung gegen-
über. In Afrika bildete sich seit 3u die Sekte der Do natisterg) aus. Indem
sie nicht ganz mit Unrecht eine strengre Bestrafung derer, welche verleugnet
hatten, und eine thätigere Sorge der Kirche für die gefallnen, irrenden und
sündigenden begehrten, giengen sie darin zu weit, daß sie der Kirche, welche in
Lehre und Leben nicht reine Mitglieder dulde, den Charakter einer solchen
absprachen und eine vollständige Trennung der Kirche und des Staates for-
derten, also der irdischen unvollkommnen und der Vervollkommnung zustreben- 1
1) Einen Bcweis dafür liefert der von Euseb. vit. Const. Il 64 fs. mitgeteilte
Bries, deu er in der arianischen Streitiakeit erlieh, inbem er den Glauben an eine
gottliche Vorsehnng sür das Wesentliche un Christcntnm erklarte. — 2) Man lesc bic
Schilberung der gesellschaftlichen Zustanbe in Nom bei Amm. Marc. Xiv 6. Die ab-
scheulichcn Grausamkciten, welche nntcr Constantins geübt wurben, gehoren aitch
zu biesen Zeichen. — 3) Den Namen erhielt sie von Donatus, welcher 313 zum
Bischof von Karthago gewàhlt wurbe.
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Extrahierte Personennamen: Marc Constantins
Extrahierte Ortsnamen: Christentums Afrika Christcntnm Karthago
230
Chlodovcch, der Gründer des Frankenreichs.
des Großen Gebiet Aufnahme fanden (§ 59, 4), unterwarf sich das ganze
Volk Chlodovcch. Da das nördliche Gebiet der Unterworfnen zwischen Main
und Neckar später durchaus fränkisch erscheint, so ist jedenfalls eine völlige
Abtretung und Besiedlung damals erfolgt, wärend dem übrigen Volk nach
seinem Recht in seinen Sitzen unter fränkischer Hohheit zu wohnen gewärt
wardj. Als in jener Schlacht Chlodovcch feine Franken fliehen sah, da rief
er zu Jesu Christo, von dem ihm Chrotechilde gesagt, daß er der Sohn des
lebendigen Gottes sei, Hülfe den Bedrängten sende und Sieg gebe denen, die
auf ihn hoffen, und gelobte ihm, da die Götter, zu denen er gebetet, ihn ver-
lassen, wenn er ihm den Sieg über die Feinde gewäre und so feine Macht
erfahren lasse, an ihn zu glauben und sich taufen zu lassen. Willig nahm er
nach dem Sieg den Unterricht des Bischofs Remigius von Rheims an und
am Weihnachtsfeste 496 empfieng er durch dessen Hand die heilige Taufe,
mit ihm seine Schwestern Alboflede und die vorher arianisch getaufte Lan-
techild und dreitausend Franken. Daß seine Bekehrung sofort die aller seiner,
geschweige denn sämtlicher Franken nach sich gezogen habe, wird durch Zeug-
nisse widerlegt, aber die Kirche hat seit dieser Zeit ohne Kampf das ganze
Volk zu ihren Bekennern gewonnen. Schien die katholische Kirche im Westen
schutzlos den Arianern erliegen zu müßen, so hatte sie nun einen festen Hort,
zugleich einen Haltpunkt den östlichen und nördlichen Völkern ihre Arbeit zu
Teil werden zu lassen, ihre Erhaltung und Weiterentwicklung ist wesentlich
eine Folge des Übertritts von Chlodovech. Er selbst ist durch denselben nicht
von hinterlistigen und blutigen Gewaltthaten abgehalten worden; nur seine
Lust zum Kampf erhielt eine Glaubensstärkung und den Vorteil, welcher ihm
die katholischen Untertanen der Arianer gewirrten, hat er reichlich ausgebcu-
tct. Gleichwol ist zu viel behauptet, daß eine bewuste kluge Politik ihn ge-
leitet, den Bekehrungsversuchen, welche Arianer machten, zu widerstehn und
die katholische Kirche zu wählen. Auf diese wies ihn seine ganze Umgebung
hin, sein Entschluß konnte nicht anders fein2).
4. Der Gedanke, daß Chrotechilde ihrem Gatten Rache an dem Mörder
ihres Vaters und Mutter Guudob ald zu nehmen angelegen habe, ist nicht
abzuweisen, obgleich Chlodovech gewis auch andre Beweggründe hatte und der
Ausgang den Erwartungen jener nicht entspracht). Schon im Jahre 499
hatte Chlodovech Gundobald Krieg angekündigt und dieser wnste, daß eine
starke Partei in seinem Lande, jedenfalls die katholischen Romanen, für die
Franken bearbeitet sei, schwerlich aber war ihm bekannt, daß sein Bruder-
Gode gi sil, w-lcher von Genf aus einen Teil des Burgunderlands beherschte,
entweder selbst Chlodovech zum Krieg aufgesordert oder ihm im geheimen sei-
nen Beistand versprochen habe. Bei Dijon kommt es 500 zur Schlacht und
da Godegisil mit seinem Heer und den Romanen zu Chlodovech übergeht,
wird Gundobald dergestalt geschlagen, daß er in die südlichste Gegend seines
Reichs, nach Avignon (Avenio) sich zurückzieht. Hier hat ihn Chlodovech
belagert, dann aber gegen Zahlung eines Schossesh freigelassen. Ünterdes
hat Godegisil, wahrscheinlich als Preis seines Verrats, das Burgunderland
unter seine Herschast genommen, aber nachdem er neue Kräfte gesammelt,
1) Die Kritik der Quellen und die Vherlegnng der frühern Ansicht, die Ent-
scheidungsschlacht sei bei Tolbiacum (Zülpich) erfolgt, s. bei Innghans S. 38—47. —
2) Innghans S. 52 — 65. — 3) Greg. v. Tours erwähnt Ii 32 nichts von Chro-
techilde, aber Im 6 ist sie diejenige, welche ihre Sohne zum Kriege treibt. —
4) Gregor erwähnt die Bedingung eines jährlichen Tributs, gibt aber selbst an, daß
Gundobald ihn bald zu zahlen aufgehort habe.
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Extrahierte Personennamen: Jesu_Christo Remigius_von_Rheims Chlodovech_Gundobald Greg Gregor Gregor
Das Westgotenreich.
273
näen seine Sitten und seine Sprache, aber auch eine gewisse politische Selb-
ständigkeit bis aus den heutigen Tag behauptet hat, benützten die Unruhn
sich auszubreiten, allein Leuwigild eroberte 581 einen Teil ihres Landes,
zwang sie zum Hohn die Stadt Victoriaeum (Vittoria) zu dann und veran-
laßt durch seine Strenge viele nach den östlichen Abhängen der Pyrenäen zu
ziehn, von wo sie auch einen Teil der Ebne einnahmen und dem Lande ihren
Namen gaben (Waskonen, Gascogne). Die Hülse, welche die Frankenkönige
Childebert Ii und Chilperich dem empörten Sohn leisten wollten, hielt er
schlau zurück, indem er für seinen zweiten Sohn Reccared (Richared) um des
letzlern Tochter Rigunthe warb (s. 8 70, 4 und 5); die Sueben erlitten eine
Niederlage und 584 ergab sich Hispalis. Hermenegild entkam, ward aber von
den Griechen, denen er sich anvertraut, um Geld an den Vater verraten, der
ihn nach Valencia verbannte, dann aber bei einem Fluchtversuch 585 enthaupten
ließ. Jngunde suchte zu den Franken zu entkommen, die Griechen aber schifften
sie ein, um sie nach Constantinopel zu führen, und sie starb unterwegs in
Afrika. Der Krieg, den deshalb Gunthramm anfieng, diente nur Leuwigilds
Macht zu vergrößern (8 70, 5). Und auch dem Suebenreich machte L.
585 ein Ende. In dem Nordwestwinkel der pyrenäischen Halbinsel hatte sich
das kleine Volk behauptet und durch Raubzüge gefristet, aber kein kräftiges
Volksleben entwickelt. Unter König Chararich (Karrarich) und dessen Sohn
Theodemir (561) trat die gestimmte Geistlichkeit zur katholischen Kirche über
und der Beistand, den König Mir (Miro) Hermenegild leistete, war dadurch
motiviert. Nach Mirs Tod (583) zwang ein Empörer Andeca seinen Sohn
Eborich (Enrich) ins Kloster zu gehen, gab aber dadurch Leuwigild Veran-
lassung 585 das Land zu unterwerfen.
3. Bei einem Religionsgespräch, welches Reccared (586—601) zwischen
den katholischen und arianischen Bischöfen veranstaltete, erwies sich die Kraft der
Wahrheit, welche die erstern besaßen, und der mit geringem Widerstand er-
folgte Übertritt des gesamten Volks bezeugt, wie der Arianismus nur, wo er
sich mit politischer Leidenschaft verband , eine Art Glaubenseifer hervorzurufen
vermochte: Beobachtungen, welche durch Geltendmachung des Umstands, daß
die größere Zahl der Reichsbewohner katholisch war, weder widerlegt noch
geschwächt werden. Rasch erfolgte nun die gänzliche Verschmelzung der beiden
Völker, aber das Reich gieng trotzdem um so schneller dem Untergang entgegen, _
weil l) in dem üppigen Klima durch die römische Lebensfeinheit die Kräftigkeit
des germanischen Volkstums absorbiert, der größte Teil der Goten unkriege-
risch und unsittlich ward, 2) um so mehr die innern Unruhn durch das Wahl-
recht sich häuften und steigerten, 3) der Einfluß, welchen die Könige der
Geistlichkeit, um das Gegengewicht gegen die Großen zu haben, einräumten,
diese selbst zur Weltlichkeit, anderseits aber auch zur Unduldsamkeit verleitete.
Die von Recared 589 nach Toletum (Toledo, das schon längst Königssitz ge-
worden war) berufne Kirchenversammlung (67 Bischöfe, darunter 5 Metro-
politen) beschäftigte sich ernst mit der Kirchenzucht, und der König that alles
mögliche zur Hebung und Kräftigung der Kirche. Auch begann er die Ent-
wersung eines einheitlichen Rechts. Glück begleitete ihn in seinen Kriegen
gegen die Franken, Griechen und Basken und er starb in Frieden, Und dennoch
nach seinem Tod neue Verwirrung. Seinen Sohn Liuva Ii (601 — 603)
tödete Witerich (Widern, 603—610), aber die Schmach, welche er von den
Frauken erlitt (8 70, 6), das Ungeschick, welches er in allen Unternehmungen
bewies, und seine Gewaltthätigkeit veranlaßten eine Verschwörung und seine
Ermordung. Die kurze Negierung Gundemars (610—612) war durch
Dietsch, Lehrbuch d. Geschichte. Ii. Bd. 1. Abth. 2. Aufl. 18
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
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war: Königtum, Aristokratie, Oligarchie, Tyrannis, Timokratie,
Demokratie, Ochlokratie.
Aus den griechischen Staaten treten zwei als die bedeutend-
sten hervor, Sparta und Athen, Repräsentanten entgegenge-
setzter Richtungen, des dorischen und ion ischeiv Charak-
ters, von denen jener stetige Kraft, Tiefe und Festigkeit der
Empfindung, Abneigung gegen alles Neue und Fremde, dieser
Reizbarkeit, Raschheit, lebendiges Streben nach Höherem (damit
freilich auch Jagen nach Neuem) als Grundzüge hat, jener das
aristokratische, dieser das demokratische Princip vertritt.
Sparta.
§ 54. Als nach der Besitznahme Lakoniens Aristodemos (§ 50)
gestorben war, ward das Königtum seinen beiden Söhnen Eury-
sthenes und Prokies, gemeinschaftlich übertragen mit der Be-
stimmung, daß stets ein Eurysthenide (Agiade vom zweiten König
Agis) und ein Proklide (Eurypontide von Prokies’ Enkel Eurypon)
mit einander regieren sollten. Der Staat verfiel ]) durch die Zwie-
tracht der Königshäuser, 2) durch die fortwärenden Kämpfe gegen
die Nachbarn und frühem Einwohner, 3) durch den in Folge davon
ausgebildeten unfügsamen Sinn der Bürger. Retter ward der Eury-
pontide Ly kur go s, der nach gewissenhaft für seinen Neffen Cha-
rilaos geführter Vormundschaft längere Reisen machte (Einführung
der Homerischen Gesänge in Sparta) und sich dann vom delphi-
schen Gotte zum Gesetzgeber weihen ließ (884. § 52, 1 a).
Die lykurgische Verfaßung.
§ 55. Zweck der Gesetze (Qrjtqca genannt, weil sie nicht
schriftlich, sondern nur mündlich von Geschlecht zu Geschlecht
überliefert wurden) war, dem Staate siegreiche Kraft nach innen
und außen zu verleihn durch Bildung der Bürger zur Tüchtigkeit
und Fernhaltung jedes andern Interesses.
I) Einteilung der Bevölkerung: l) die Spartiaten,
die Dorer, allein Vollbürger und unter sich mit Ausnahme der Kö-
nigsfamilien gleich, eingeteilt indie drei dorischen Phylen, (Hyl-
leis, Dymanes, Pamphyloi; Unterabteilungen: Oben). Die Haupt-
stadt bestand aus 5 nàtoci. 2) die Ttegioikot (Lakedämonier), die
freiwillig unterthan gewordnen frühem Einwohner, persönlich
frei, zu Heerdienst und Abgaben verpflichtet, aber ohne Stimme
in der Volksversammlung. 3) die eixojxcu (von exelv), Leibeigne
des Staats. Die wegen geleisteter Kriegsdienste freigelaßenen
hießen veoöccficoöeig.
Ii) Regierungsgewalten: l) die Könige, nur im Kriege
als Heerführer unumschränkt, im Frieden Vorsitzer des Rats und
Richter, besonders in Familienangelegenheiten, Vertreter des
Staats bei den Opfern. 2) der Rat (yeqovöia), 28 über 60 Jahre
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Zweite Hauptperiode der römischen Geschichte.
Rom Republik 509 — 30.
i
Erste Periode der Republik bis zu den Licinischen Gesetzen
509 — 366.
1) Bis zur Einführung1 des Volkstribunats 509 — 493.
§ 123. Mit der Abschaffung des Königtums wird Rom eine
aristokratische Republik. Indem jetzt l) gewis das Recht
des Beschlusses über Krieg und Frieden, der Ernennung der
Magistrate, der Annahme oder Verwerfung der Gesetze, und der
letzten Entscheidung in Processen an die Centimen gelangt ist,
2) angesehne und reichere Plebejer Aufnahme in den Senat ge-
funden haben (conscripti), ist allen freien Einwohnern ein dem
Vermögen und den Leistungen entsprechender Anteil an den
Rechten des Bürgertums gewärt; indem aber den Patriciern das
Recht zur Bekleidung der Aemter ausschließlich und (den comi-
tiis curiatis) die Bestätigung der Wahlen und der Gesetzesbe-
schlüsse Vorbehalten bleibt, bildön diese den bevorrechteten Ge-
burtsadel.
An die Spitze des Staats traten zwei auf ein Jahr ernannte
Consules (anfänglich praetores, dann iudices) mit allen Befug-
nissen und Insignien des Königtums, mit Ausnahme des Prie-
stertums, das durch einen dem pontifex maxumus untergeordneten
r ex sacrificulus verwaltet ward. Zwei quaestor es wurden
zur Verwaltung des Schatzes gewählt. Da die höchste obrigkeit-
liche Gewalt durch die Collegialität und Zeitweiligkeit des Amts
beschränkt war, erlangte der Senat als bleibende Behörde einen
umfänglichem Einfluß und die eigentliche Regierungsgewalt,
so daß die Magistrate allmählich zu Vorsitzern und Ausführern
herabsanken.
Es entwickelte sich nun ein dreifaches Streben: ])nach Siche-
rung gegenüber der obrigkeitlichen Gewalt, 2) nach Ausgleichung
des Standesunterschieds zwischen den Bürgern, 3) nach Verbeße-
rung der äußern Lage für die durch die Lasten des Bürgertums
und die Ausübung des strengen (Knechtschaft verhängenden)
Schuldrechts gedrückten ärmern Bürger.
Daß in den dadurch erzeugten langen innern Kämpfen kein
Umsturz, sondern nur allmähliche und eben dadurch solide Um-
bildung erfolgte und das Volk nach außen hin kräftig und einig
blieb, ist ein glänzender Beweis für die Charakertüchtigkeit der
Römer.
§ 124. Nach der Ueberlieferung waren 509 die ersten Con-
suln Brutus und Tarquinius Collatinus. Eine Verschwö-
rung zu Gunsten der Tarquinier ward durch Hinrichtung der 1 eil-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Anhang l.
Die Regenten -er deutschen Hanptstaaten seit den
Freiheitskriegen.
1. Oestreich.
1835—1848 Ferdinand I., Nachfolger des Kaisers Franz.
1848 Franz Joseph, Neffe des vorigen.
Im Kriege gegen das von Louis Napoleon un-
terstützte Sardinien verlor er 1859 die Lom-
bardei an Victor Emanuel Ii.
2. Preußen.
1840—1861 Friedrich Wilhelm Iv., Nachfolger Friedrich
Wilhelm Iii.
Unter seiner nach Außen hin meist friedlichen
Regierung kamen durch Vertrag 1849 die Ho-
tz e n z o I l er n s ch e n Fürstenthümer und ein
kleines Gebier am Jade-Busen an Preußen,
doch mußte die Herrschaft über Neufchatel
(Neuenburg) 1857 aufgegeben werden.
Während der Krankheit des Königs (1857
bis 1861) führte dessen Bruder, der Prinz
von Preußen, die Regentschaft. Er folgt am
2. Januar 1861 als
1861 Wilhelm I.
Es ist sein Bestreben besonders darauf gerichtet,
die bereits jeit 1850 unter seinem Vorgänger in
Preußen eingeführte Constitution zu befesti-
gen und zu vervollkommnen.
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TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Ferdinand_I. Ferdinand_I. Franz Franz Franz_Joseph Franz Louis_Napoleon Napoleon Victor_Emanuel_Ii Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich
Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Wilhelm_I.